Archiv | Februar, 2012

Fehlende Maßstäbe

27 Feb

Hallo alle Miteinander,

ich weiß, dass viele Deutsche König Fußball verehren. Gegen Fußball, an sich, ist ja auch nichts einzuwenden. Dass viele Profifußballer aus der 1. Bundesliga und der Champions-League Teil einer ganzen Industrie sind und selbst daran gut verdienen, ist sicher kritikwürdig, erregt mein Gemüt aber nicht allzu sehr.

Was mich dann doch erregt, prominente Namen von Fußballern, aus Gegenwart und Vergangenheit prägen sich in unser kollektives und individuelles Gedächtnis ein. Wie viele Leute kennen Alexander Fleming? Ihm haben wir Penicillin zu verdanken. Wie viele Leute kennen Nicolaus Otto? Ihm haben wir den einen Verbrennungsmotor zu verdanken, das von Ihm erdachte Prinzip lebt bis heute fort.

Ich könnte die Liste beliebig fort führen. Ich will gar nicht die Leistung eines Oliver Kahn klein reden, die kann ich, als Nicht-Fußballer kaum beurteilen. Er hat einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie Albert Einstein, nur, Einstein hat eine ganze Wissenschaft verändert und beeinflusst, er hat seine Prominenz genutzt, um anderen Leuten „den Arsch“ zu retten.

Oliver Kahn hat einfach nur Fußball gespielt und daran noch gut verdient. Eine Neiddebatte ist nicht mein Ziel. Es ist aber seltsam, wenn sich honorige Wissenschaftler Jahrelang um Forschungsetats bemühen, während Fußballclubs Millionen Euro für einen Spieler hinlegen. Ich finde das auf Deutsch gesagt beschissen. Während ein Wissenschaftler daran arbeitet, Wetterprognosen zu verbessern, wird ein junger Fußballspieler als New-Comer bezeichnet. Ein Millionenpublikum interessiert sich für Ihn. Während der Wissenschaftler nicht richterlich festgestellt, nicht angemessen bezahlt wird, ist das Gehalt von Top-Fußballspielern nicht wirklich Gegenstand allgemeiner Kritik.
Was Wissenschaftler tun wird als selbstverständlich erachtet. Es ist weder schön, sexy noch öffentlichkeitswirksam. Ein Land verfällt in Jubeltaumel, wenn die deutsche Nationalmannschaft Weltmeister wird. Wenn ein Wissenschaftler Nobelpreisträger wird, gibt es lobende Worte in der Fachpresse.

Klar nicht jede Forschung rettet Leben, entwickelt neue Werkstoffe oder ermöglicht neue spritsparende Autos. Nicht jeder Spitzenfußballer bringt Spitzenleißtung, zieht, auch im negativen, Berichterstattung auf sich.

Fußball rettet keine Leben, entwickelt keine neue Werkstoffe oder ermöglicht keine neue spritsparende Autos. Es erfüllt aber (soziale) wichtige Funktionen. Über ein bisschen mehr Begeisterung für Wissenschaft würde ich mich schon freuen. König Fußball  will ich ja gar nichts wegnehmen. Beide können koexistieren, ohne sich gegenseitig Aufmerksamkeit zu nehmen. Wir müssen es nur wollen!

Papier, ein Verführer

25 Feb

Hallo alle Miteinander,
neulich, auf Phoenix habe ich eine interessante Doku des NDR zum Thema Papierverbrauch gelesen.

45 Min – Verführer Papier, eine ganz sachlich und unaufgeregt recherchierter Beitrag. Sehr bezeichnend fand ich das Verhalten das Papierherstellers SCA. Das NDR-Filmteam durfte an keinem der Firmenstandorte drehen, weder in Deutschland, noch in Schweden. Auch die Konkurrenz zeigte ein solches Verhalten. Nur ein Hersteller öffnete seine Pforten. Da dieser im Verhältnis zu den Anderen unkonventionell, mit wenig Chemie und mit Altpapier, produziert, war dies kein Wunder.

Was der Film auch gezeigt hat, der „Öko-Boom“ ist vorbei. Der Autor hat dies sehr selbstkritisch am Beispiel Hygenepapier deutlich gemacht. In seiner Familie wird eben nicht das recycelte aber härtere und gräulichere Toiletten- und Klopapier genutzt, sondern das weiße und weiche aber Ressourcenfressende gewöhnliche  Toiletten- und Klopapier.

Der Film hat meiner Meinung nach ein Grundverständnis für das Problem erzeugt, ohne viel harte Fakten zu bemühen. Das kann man kritisieren. Ich finde, es reicht, einen abgeholzten Teil eines schwedischen Waldes zu sehen. Die Fakten dazu, wird sich keiner merken. Das Bild der kahlen Bäume wird ein bisschen länger im Gedächtnis bleiben.

Die Empörung im Film wirkt etwas gequält, als man nach einer Papieranalyse merkt, dass der Malblock, (der Tochter) des Autors, teilweise aus Tropenholz besteht. Das ist sehr wahrscheinlich, wenn man ihn im 1-€-Laden kauft. Was soll die Empörung?

Gut finde ich, das am Abschluss des Films, die Familie des Autors beschließt ihren Papierverbrauch zu senken. Klar, das hat man nur so gesagt, ob man sich wirklich dran hält? Das Signal finde ich aber lobenswert, nicht nur drüber nachdenken, was man gesehen hat, sondern Handlungsalternativen ableiten. Denn implizit ist nicht gleich explizit.

Der Film hat sehr schön gezeigt wie wir uns vom Konsum entfremdet haben. Wenn wir nicht wissen wie Dinge produziert werden, wird Werbung unser Wissensersatz, weil sie uns (Schein)Information bietet. Wenn uns Werbung „informiert“ verzerrt sie unsere Wahrnehmung, weil sie unser einziger Bezugspunkt wird. Man denke nur an die Lila-Milka-Kuh, die Schokomilch gibt. Wenn unsere Wahrnehmung verzerrt wird werden wir manipulierbar, weil wir durch verzerrte Wahrnehmung falsche Schlüsse ziehen. Man denke an die Kinder-Riegel mit ganz viel Milch drin. Wenn wir manipulierbar werden verdienen sich Dritte dumm und dämlich, weil man unsere falschen Schlüsse zu Geld macht.

Entfremdung bietet also eine gute Möglichkeit Geld zu verdienen. Der Film hat hat gezeigt, dass wirklich jeder von dieser Entfremdung betroffen ist. Wer denkt schon darüber nach, wenn das weiche Klopapier sprichwörtlich „am Arsch vorbei geht“, dass dafür Holz, Wasser und Energie verbraucht wurde?

Der Film hat sehr schön das Mittelmaß unseres Verhaltens aufgezeigt. Wir überlegen nicht, wägen eben nicht genau ab, was wir konsumieren. Wir konsumieren, gerade bei Toiletten- und Klopapier. Wir vereinfachen das Einkaufen, damit wir Zeit für wichtigeres haben. Wir sollten uns ab und Zeit nehmen, um unser Konsumverhalten zu überdenken. Der Film hat sich schon deshalb gelohnt, weil der Autor dies selbstkritisch aufgezeigt hat.

Warum wir einen wie Gustav Heinemann bräuchten.

19 Feb

Hallo alle Miteinander,

eigentlich wollte ich mich zum Thema Bundespräsidenten bedeckt halten. Es wird genug über (un)mögliche im Netz diskutiert. Dann habe ich heute eine Doku über Gustav Heinemann bei Phoenix gesehen. Eine wirklich interessante Persönlichkeit wie ich finde.

Er war Berater der bekennenden Kirche, eine oppositionelle Bewegung gegen den Nationalsozialismus in der evangelischen Kirche. Darauf folgte ein Posten als CDU-Bundesminister, den er wieder räumte. Weil er gegen die Wiederbewaffnung der noch jungen BRD war. Sein Widerstand gipfelte in der Gründung einer eigenen Partei, der GVP. Johannes Rau gehörte ebenfalls dieser Partei an. Es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen diesen Persönlichkeiten. Das gemeinsame Umfeld innerhalb der evangelischen Kirche im Rheinland, das gemeinsame „Scheitern“ der GVP, der gemeinsame Übertritt zur SPD, sowie das gemeinsame Bekleiden des höchsten Amtes der BRD.

Ich bin selbst bekennender Atheist, daher kann ich nur erahnen, wie schwierig es einst gewesen sein muss  als kritischer Christ die NS-Zeit zu überstehen. Ich kann nur ahnen wie schwierig es gewesen sein muss als Christ in seinem Umfeld für eine SPD-Mitgliedschaft zu stehen. Es geht hier um die Zeit vor 1968! Eine Zeit, wo vieles verkrustet, Kirche, Familie und Vaterland noch wichtig waren. Eine Person nimmt sehr viel in Kauf, wenn sie für ein eher abstraktes Ziel Posten aufgibt, Zeit, Energie und Wissen für dieses Ziel investiert.

Sicher, nach dem Scheitern, der GVP kam die Belohnung, das Amt des Bundesjustizministers sowie der krönende Abschluss: das Amt des Bundespräsidenten. Gewiss war dieser Weg aber nie. Es gab keine vorgezeichnete Karriere als Berufspolitiker. Die hatte er als Jurist auch gar nicht nötig.

Ich will mich über die heutigen Politiker nicht beklagen. Andere Zeiten bringen andere Menschen. Wer (zum Glück!) keinen Weltkrieg, keine totale politische wirtschaftliche und gesellschaftliche Zerstörung ertragen musste, entwickelt sich anders, wird ein anderer Mensch.

Vielleicht sind wir heute so karrieregeil, weil wir angst haben, alles verlieren zu können? Vielleicht sind wir deswegen so gefügig, weil wir Angst haben? Wenn wir das Gefüge ankratzen würden wir ausgeschlossen.

Joachim Gauck mag sicherlich ein passabler Kandidat sein. Er hat eine ähnlich interessante Biographie wie Heinemann. Nur, Heinemann und Gauck passen nicht recht in diese Gesellschaft. Überhaupt passen moralische Instanzen nicht mehr in die Gesellschaft. Wir wollen kritische Töne über Andere hören, Kritik an uns selbst ist unerwünscht. Versicherungsbetrug im kleinen ist in Ordnung, Korruption im großen soll illegitim sein? Das ist es auch, damit mich Niemand falsch versteht, nur, Betrug bleibt Betrug. Egal wie groß dieser auch sein mag.

Brauchen wir also Jemanden wie Heinemann? Ja, denn wir brauchen ein normatives Vorbild. Im Alltag wird weder der Versicherungsbetrug geringer, noch verzichten Manager auf ihr Gehalt, noch werden Politiker ehrlicher. Ein Vorbild, seine Reden, reichen allein nicht aus.

Aber: lieber ein moralisches Vorbild als gar keins. Wer kämpft der kann verlieren, wer gar nicht erst antritt will verlieren. Heinemann ist angetreten und hat seinen Kampf gewonnen. Er hat die Bundeswehr zwar nicht verhindern können, sicher hat er etwas zur Armee-kritischen Sicht der Bevölkerung beigetragen.

Wenn das nichts ist, was dann?

Sans Souci in Bellevue

18 Feb

Sans Souci in Bellevue

wurde das Volk einst trefflich eingeschworen
hat derweil es den  Repräsentanten  schnell verloren
etwas ging wiedermal  perdue
im schönen Schloß Bellevue
 
Gut gewaschen mit Kind und Kegel
kam daher ein kleiner Egel.
Er hat doch nichts getan, es sei alles korrekt.
Lediglich vom süßen Blut hat er einst geleckt.
 
Blut, dass gute Freunde ihm einst gaben
dafür, dass sie einst sich durften laben
an des Egels milden Gaben
die bezahlt wurden von des Volkes harte Narben
 
Nun ist der Egel über seine Vergangenheit erhaben
Es blieben lediglich unscheinbare Narben.
Die jetzt wurden eifrig recherchiert
und des Volkes Neugier zum Fraße re-serviert
 
Der Egel war doch gar sehr pekiert
wie konnt es passieren, wo er doch war fest liiert
mit den Blättern, den er gab sein Leben
um zu schaffen beiderseits den Garten Eden!
 
Der Egel glaubte
das Leben sans souci
würd  ja enden nimmer nie
Doch jener Wunsch vergraute
 
Man kann sich der Dinge viele borgen
doch wer will ein Leben ohne Sorgen
der muss es haben, stets bereit
den wahren Willen zur Wahrheit!
 

dmhdf, Lizenziert unter CC BY-NC-SA 3.0

 
 
 
 

Warum wir aus der Krise nichts lernen.

16 Feb

Hallo alle Miteinander,

bezugnehmend auf diesen Blogartikel, wo die These geäußert wurde ob das Insistieren auf sehr strikten Bedingungen für eine Rettung könne sogar als versteckter Versuch gewertet werden könnte, Griechenland zu einem Bankrott zu führen Ob es das Ziel gibt Griechenland pleite gehen zu lassen? Es gab bei SpiegelOnline mal einen Artikel, der die Kosten des dt. Steuerzahlers bei einem Bankrott Griechenlands auf aufgerundete 60 Mrd. Euro bezifferte. In einer so verzweigten, globalen Wirtschaft wird man sich so etwas überlegen.

Anstatt über die Zukunft zu philosophieren, täte ein Blick in die Vergangenheit gut. Warum ließ man Griechenland in den Euroraum, wo man ahnte, das Zahlen gefälscht wurden, dass die Bürokratie nicht so funktioniert wie soll, wo es keine Wettbewerbsfähige Wirtschaft gab?

Diese Krise ist das verzinste Negativkapital, dass in der Vergangenheit angehäuft wurde. Deutschland & Co. wollen die Zeche nicht zahlen, die Griechen können sie nicht zahlen.

Ich denke, dass wir uns in einem Dilemma befinden. Wenn wir den Griechen wirklich helfen, würde unser jetziger „Mehrwert“ schrumpfen, der zukünftige aber stabilisiert werden.  Wenn wir den Griechen nicht helfen, würde unser jetziger „Mehrwert“ stabil bleiben, der zukünftige aber schrumpfen.

Dass sich Politiker für die letztere Variante entscheiden ist logisch. Erst ihre Nachfolger würden von einer  wirklich nachhaltigen Politik profitieren. Warum sollten gegenwärtige Politiker dies zulassen? Die Problematik dieser Politik sieht man bei griechischen und italienischen Politikern. In der Vergangenheit wurden Schulden angehäuft. Die Nachfolger können sich ja um die Tilgung kümmern. Die Banken und deren Regulierung kommen als Sekundärproblem dazu. Das eigentliche Problem ist, dass man Politiker nur sehr schwer zu nachhaltigen Handeln motivieren kann.

Von Staat zu Staat sind die sichtbaren Formen dieses Kurzfristhandelns unterschiedlich gelagert. Bei dem Einen ist es hohe Verschuldung, bei dem anderen, liegen gelassene Infrastruktur oder  die verpasste kulturelle Öffnung der Gesellschaft. In jedem Staat, in jeder Gesellschaft exsistiert kurzfristiges Handeln, nur ihre greifbaren Konsequenzen sind andere. Wie lässt es sich vermeiden? Was schafft Solidarität mit einer fremden, zukünftigen Politiker-Generation? Leute wie Habermas würden argumentieren, dass der Rechtsstaat diese Solidarität definiert. Da das Recht wiederum Auslegungsbedürftig ist, kommen wir auch nicht viel weiter. Der Titel dieses Beitrages ist sicher zugespitzt. Politiker lernen durchaus aus Krisen. Die Frage ist, wurde das gelernte auf korrekt verstanden, wird es korrekt angewendet?

Ob Griechenland pleite gehen wird ist eine nette Anekdote, von vielen Anekdoten von Staatspleiten. Es werden sich noch viele weitere ereignen. Es scheint sich ein Muster zu wiederholen.

Auf dem Weg in die neurechte Mitte der Gesellschaft?

15 Feb

Hallo alle Miteinander,

heute hat es sich gelohnt am Uni-Mailverteiler zu hängen. Ich wurde auf einen interessanten Artikel aufmerksam gemacht.

Unter dem Titel

Die Giordano-Bruno-Stiftung, eine bioreligiöse Missionsgesellschaft auf dem Weg in die neurechte Mitte der Gesellschaft

wurde ein kritischer Artikel zur Giordano-Bruno-Stiftung veröffentlicht. Anlass war die Preisverleihung der GBS für den Bioethiker und Tierrechtler Peter Singer. Kurz gesagt, der Artikel stellt eine Verbindung her zwischen den Rassengesetzen der NSDAP und den Ansichten der GBS / Singer. Wenn die Zitate korrekt widergegeben wurden und die Aussagen des Autor stimmen, ist dieser Zusammenhang stimmig wie ich finde.

Interessanterweise legt der Autor wert darauf zu betonen, das die GBS und Singer politisch nicht rechtsaußen sondern als liberal einzuordnen sind. Es geht darum, dass Singer u. A. den Nährboden für nationalsozialistisches Gedankengut bereiten. Wenn wir uns auf eine Diskussion einlassen, (s. Zitate im Artikel) wie viele schwerbehinderte Menschen sich eine Gesellschaft leisten kann, sind wir ganz schnell bei wertem bzw. unwertem Leben. Solche Diskussionen will ich nicht führen, selbst wenn sie rational fundiert sind.

Der Autor betont weiterhin, dass an Religion perse nichts schlechtes ist. Das ist hier deshalb von Interesse, weil Singer, Sarrazin & Co. ja rational diskutieren. Das Gegensatzpaar Religion <-> Rationalität gibt es gar nicht. Viele konstruieren es sich selbst. Viele christliche Gebote „übersetzt“ der Autor stimmig in atheistische Gebote. Religiöse Gebote enthalten einen stimmigen Kern, der universal anwendbar ist.

Nicht alles was Liberale propagieren ist zustimmungsfähig. Der Autor verweist auf die unterschiedliche Auslegung der Begriffe Liberal und konserativ in den USA bzw. in Deutschland. Es zeigt sich, dass Offenheit sehr schnell in Geschlossenheit umschlagen kann, wenn es um bestimmte Themen geht. Hier betrifft es ja z. B den Umgang mit schwer behinderten Menschen.

Es ist wahrlich nur Mittelmaß Menschen auf Gene und Biologie zu  reduzieren. Wir haben einen freien Willen, eine Selbstverantwortung. Wir sind mehr als nur biologische Getriebe

Hitler ist nun schon eine Weile wieder her. Wir sollten uns daran erinnern, dass keine Gesellschaft eine Ausgrenzungsdebatte verträgt und braucht. Selbst wenn Schwer-behinderte Menschen Kosten verursachen und selbst wenn Intelligenz bzw. Nicht-Intelligenz erbleich sein sollten, wir können als Gesellschaft damit umgehen. Die notwendigen Produktivkräfte haben wir. Zum Glück lässt sich Intelligenz bzw. Nicht-Intelligenz nicht so leicht auf Gene zurückführen. Schwer behinderte Menschen sind zwar ein gewisser Ballast für die Mehrheitsgesellschaft. Sie trägt aber deutlich schwerere Lasten die Umweltverschmutzung, soziale Ungleichheit und mangelnde Bildung produziert. Menschen werden nicht dumm geboren, sie werden dumm gemacht. Man kann Schwer-behinderte Menschen so bilden, so ausbilden, dass sie Arbeiten, einen Mehrwert produzieren können. Es scheint leichter sich mit einzelnen Gruppen auseinander zusetzen als sich mit der Gesellschaft i. A. zu beschäftigen.

Ich persönlich unterstütze die Forderung des Autors, dass eine klare Grenzziehung und Kritik gegenüber der Soziobiologie, der GBS, Peter Singer, Colin Goldner u.a. gezogen werden muss. Wir befinden uns sonst wirklich auf dem Weg in die neurechte Mitte der Gesellschaft.

Linkliste:

Kritik an der GBS

Evolutionärer Humanismus

‚Kritik der Systemtheorie, Systembiologie, Kybernetik, Chaostheorie, Spieltheorie‘ – Jörg Djuren / Olaf Weiss / Uwe Wendling – Berlin 2004 – http://www.ak-anna.org/naturwissenschaftskritik_alternativen/chaostheorie.htm

‚Kritik der Hirnforschung‘ – Christine Zunke – Berlin 2008

Träumen von der Weltregierung.

10 Feb

Hallo alle Miteinander,

neulich hatte ich mit Jemanden ein interessantes Gespräch, Thema: die Weltregierung als Lösung aller Probleme. Wenn wir so etwas hätten, könnte man viel leichte global verbindliche definieren, umsetzen und überwachen. So könne man international verbindliche Mindeststandards für Arbeitsbedingungen, Ressourcenverbrauch, Umweltschutz, Steuerhinterziehung usw. global etablieren, so wurde argumentiert.

Nur warum gibt es die Weltregierung nicht schon heute? Die UN besitzt das Potential Weltregierung zu werden, wenn es die Industriestaaten denn wollten. Nun wurde mir entgegnet, irgendwann müsse sich die Weltregierung bilden. Der technische Fortschritt werde einen solchen Schritt zwingend erfordern. Es doch gar nichts zu kritisieren, wenn noch mehr Waren um die halbe Welt geschifft werden? China wird sich industrialisieren dann die Afrikaner usw. Mehr Industrialisierung heißt mehr Arbeitsteilung. Mehr Arbeitsteilung heißt mehr Koordinationsbedarf. Für mehr Koordination braucht man neue Organisationen = Weltregierung.

Hat sich schon mal einer überlegt warum China zur Zeit so boomt. Wenn man seine Währung im Verhältnis zu anderen gering bewertet lässt, wenn die eigene Arbeiterschaft einen geringen Lebensstandard hat, der im Vergleich zur Bauernschaft hoch ist und wenn Erdöl weltweiten Export für verhältnismäßig minderwertige Waren günstig zulässt, dann haben wir das chinesische Erfolgsrezept.

Mir wurde in dem Gespräch entgegnet, es würden viele Ingenieure in China ausgebildet und die Waren würden hochwertiger, man hole in der Forschung auf. Das ist sicher richtig. Nur benötigt die VR China für den Aufstieg einen Platz in einer Weltregierung? Natürlich benötigt man bei knapper werdenden Ressourcen Koordination. Sie kann in einer Kooperation münden (Weltregierung), sie kann aber auch in Konfrontation enden. Damit meine ich keinen militärischen Konflikt. China und Indien wissen als Atomwaffenmächte was auf dem Spiel steht.  Koordination kann ja auch in Form strategischer Bündnisse / Blöcke stattfinden. Der Kalte Krieg war Ergebnis dieser Blockbildung. China wird weiterhin versuchen, das Maximum an Ressourcen zu bekommen. Sei es durch offene Diplomatie sei es durch verdeckte Geheimdienstarbeit.

Aus der bisherigen historischen Entwicklung Prognosen für die Zukunft ableiten zu wollen ist fragwürdig. Man weiß nie, ob die Bedingungen, die in der Vergangenheit herrschten, fortbestehen werden. Wer ahnte vor 50 Jahren, dass das Erdöl eines Tages ausgehen würde. Karl Marx hat Bedingungen der Vergangenheit (Zweiklassengesellschaft) in die Zukunft fortgeschrieben und ein Punkt definiert wo die klassenlose Gesellschaft eine lose Gemeinschaft von Produzenten bilden wird. Seit Marx Tod sind die Produktivkräfte gewaltig gestiegen. Wann die klassenlose Gesellschaft kommt, weiß keiner, außer ein paar linke Fundis.

Wenn wir eine Weltregierung wirklich wollten, könnten wir jetzt etablieren, genauso wie die klassenlose Gesellschaft. Das Potential für beide Konzepte ist vorhanden. Warum werden beide Konzepte vorerst nicht umgesetzt werden?

Wir wollen uns zu einer Gruppe zugehörig fühlen. Wir wollen uns gleichzeitig von anderen abgrenzen.  Ob nun Bayern vs. Preußen oder Nordhalbkugel vs. Südhalkugel, beides sind Formen von Abgrenzungen, nur auf unterschiedlichem Niveau. Gruppen werden stets zu groß sein, um sich lokal zu organisieren. Wenn es nur zwei unabhängige Blöcke auf der Welt gäbe wäre die Weltregierung gescheitert.

Ich sehe dennoch ein Potential für lokale Wirtschaftskreisläufe. Es wird mehr vor Ort produziert, entschieden, „gelebt“ werden. Dennoch bleiben ähnliche Gebilde wie Staaten erhalten. Wir werden bestimmt weniger Staatennachfolger haben. BENELUX u. ä. wird man sicher zusammenfassen. Je weniger Akteure es gibt, desto weniger kommt man sich nicht ins Gehege.

Ich bin überzeugt, solange es Menschen gibt, wird es Schlupflöcher geben durch die Einzelne Nutzen ziehen werden. Keine Organisation wird diese Schlupflöcher schließen können. Es gibt zu viele in der Orga, die ein Interesse an Schlupflöchern haben werden. Es wird immer Leute geben, die mit Cleverness ganze Großorganisationen überrumpeln werden.Interessen werden immer so unterschiedlich bleiben, dass einige Konflikte provozieren werden.

Weil der Mensch widersprüchlich ist, werden seine Konstrukte: Gesellschaft, Organisation, Kultur widersprüchlich sein.

So war der Mensch, so ist der Mensch, so wird er bleiben.

Was kommt nach der C-Prominenz?

4 Feb

Hallo alle Miteinander,
das Dschungelcamp ist zu Ende, wird aber wiederholt. Etliche (Pseudo) Talentshows suchen neue Stars, Talente, Models, Leute, die sich für ein bisschen Ruhm zum Deppen machen. Die Anzahl der C-Prominenz wächst. Der Markt scheint gegeben: Leute wollen das sehen, andere wollen gesehen werden.

Talent, eine wirkliche Begabung ist nicht mehr notwendig, um in die Massenmedien zu kommen. Weiblich, schön (welches Schönheitsideal?) und naiv müssen sie sein, eine Identitätsfigur aus dem Volk für das Volk.

Das Mittelmaß dieser Menschen scheint mir allzu offensichtlich. Dazu kommt das Mittelmaß der Zuschauer und Leser, welche die andere Seite bilden. Es wird kommerzialisiert, das zeigt eine Spiegel-TV Reportage deutlich. Hunderte Menschen scheinen nur auf ihren Moment, in dieser Maschinerie zu warten. Die Illusion, dieser kurze Moment der Berühmtheit könne zu einem besserem Leben führen, treibt sie an.

Das Interessante daran, wie alles im Kapitalismus: diese Maschinerie entwertet sich selbst. Je mehr Leute sich in diese Maschinerie begeben, je größer die Auswahl wird, desto weniger Aufmerksamkeit kann der Einzelne erhaschen. Die öffentliche Aufmerksamkeit ist begrenzt. Dementsprechend steigen die Wahrnehmungsschwellen um öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten. Wir gewöhnen uns an Dinge, die wir einst ablehnten. Ich erinnere mich noch an die Diskussion um Big Brother in der ersten Staffel. Regt das heute noch Jemanden auf? In den Zeitungen ist darüber nichts mehr zu finden.

Die gefühlte Illusion, prominent und damit erfolgreich werden zu können steigt. Man sieht es ja tagtäglich in den Medien, wenn man es sehen will. Ich hab zwar keine Statisken und Prognosen zur Hand, würde aber darauf wetten, dass entsprechende Casting-Agenturen steigenden Zulauf hatten, haben bzw. haben werden. Die faktische Chance erfolgreich zu werden sinkt entsprechend weiter ab.

Es setzt also eine Inflation der Mittelmäßigkeit ein. Die Leute bekommen das zu sehen, was sie einerseits für Mittelmaß halten (aus dem Volk, für das Volk).  Andererseits wollen sie aber auch Dinge sehen, die sich von ihrem Alltag unterscheiden (Affären, Skandale etc.). Scripted Reality belegt diese Beobachtung. Wenn man will, kann man erkennen, das dies eben nicht die Realität ist. Da sich diese Geschichten ja auch ein Stück weit an der Realität orientieren, kann man sowas für Realität halten.

Und die C-Prominenz? Sie belegt das Auseinander-klaffen zwischen Schein und Sein in realita. Während uns  Scripted Reality Schein als Sein vorspielt, sind C-Prominente der Schein in Person. Sie sind das, als was sie erscheinen. Eine Illusion, die nur kurz anhält, um dann wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Sie zerplatzen immer öfter, immer schneller, immer härter.

Mittelmäßigkeit bleibt Mittelmäßigkeit. Wer nichts kann, muss was lernen. Wer etwas bewegen will, muss sich selbst bewegen. Der Glaube, mit wenig Aufwand, viel erreichen zu können, wird ein Glauben bleiben. Gerade Heute.